Viele der Kunden in der betriebsamen Hauptstelle der Volksbank Staufen am Marktplatz der Fauststadt tragen an diesem Vormittag zwar noch Maske und die Belegschaft wurde durch das Virus "so gehörig gebeutelt, dass wir die Öffnungszeiten in einigen Filialen einschränken mussten", wie Erhard Stoll bedauert. Doch der Vorstandsvorsitzende des Geldinstituts zeigt sich im Pressegespräch zum Geschäftsbericht für 2021 dennoch sehr zufrieden mit einer "Geschäftsentwicklung, die auch im zweiten Corona-Jahr außerordentlich gut war".
Stoll und seine Vorstandskollegin Tanja Bregenhorn machen diesen Erfolg wieder an vielen Kennzahlen fest: Die Bilanzsumme nähert sich immer mehr der magischen Grenze von einer Milliarde und hat nun 957,9 Millionen Euro erreicht, 2,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Bei den Kundenbeständen erzielte man eine stabile Entwicklung, auch wenn die Steigerungen gegenüber den Vorjahren etwas geringer ausfielen. Allerdings habe man aufgrund der diffusen Situation an den Finanzmärkten das Wachstum bewusst etwas zurückgefahren, so Stoll, denn: "Die Zinssituation und der damit verbundene Preiswettbewerb waren uns in vielen Fällen zu heikel." Mit der niedersten Zinssituation, die es je gab, habe man die Bücher nicht gerne für zehn Jahre oder mehr füllen wollen, begründet Stoll den Verzicht auf manches Geschäft, das nur die künftige Leistungsfähigkeit eingeschränkt hätte. Trotzdem verzeichnete man bei den Kundenkrediten, die um 1,5 Prozent auf 333 Millionen Euro stiegen, und den Kundeneinlagen, die um 1,8 Prozent auf 638 Millionen Euro anwuchsen, ein qualitativ gutes und nachhaltiges Wachstum.
Die Zuversicht im Kundenkreis sei offenbar gewachsen, deutet es Vorständin Bregenhorn: "Die Kunden haben wieder mehr konsumiert als im ersten Coronajahr und vor allen Dingen auch wieder vermehrt Geld investiert."
Bei stabilen Zins- und Provisionsüberschüssen konnte somit unter einer "nachhaltig guten Kostensituation ein ordentliches Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 17,2 Millionen Euro erzielt werden", rechnet Erhard Stoll vor. Den auf dem Papier großen Rückgang von 21,6 Prozent beim Jahresüberschuss von 7,4 Millionen Euro auf nun 5,8 Millionen erklärt Stoll mit weiteren Zuführungen an die stille Reserve und und den Fonds für allgemeine Bankrisiken. Da zudem das Eigenkapital weiter auf nun 175,2 Millionen Euro aufgestockt werden konnte, blickt Stoll zuversichtlich auf das laufende Jahr, in dem er einen wieder höheren Gewinn erwartet.
Am Konzept der örtlichen Präsenz halte man unverdrossen fest, so die beiden Vorstände, die als Beleg die gerade erfolgte umfassende Renovierung der Filiale in Heitersheim heranziehen. Durch die Schwierigkeiten aufgrund der Corona-Situation, aber auch auf dem Arbeitsmarkt, auf dem man immer mehr Probleme habe, geeignetes Personal zu finden, habe man zwar keine Filiale schließen müssen, aber den Betrieb an einigen Standorten auf drei Tage in der Woche einschränken müssen. Doch der dadurch gesteigerte Kundenzustrom an den Öffnungstagen und verschiedene Anfragen von Gemeinden führten sogar zu ersten vagen Überlegungen, das Netz der acht Filialen unter Umständen – entgegen allen Branchentrends – auszuweiten.
Nicht nur in Sachen Infrastruktur ist die Volksbank aktiv. Auch ihre Bürgerstiftung, deren Kapitalstock sich inzwischen auf 2,2 Millionen Euro beläuft, hat 2021 wieder Spenden in Höhe von 26 000 Euro für gemeinnützige Zwecke verteilt.
Die Vertreterversammlung der Volksbank Staufen findet am Dienstag, 31. Mai, 19 Uhr, in der Castellberghalle Ballrechten-Dottingen statt. Dabei soll von den Vertretern des genossenschaftlichen Geldinstituts nicht nur der Geschäftsbericht verabschiedet werden, sondern auch eine Dividende von vier Prozent auf Geschäftsanteile.
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Di, 24. Mai 2022: